Forum Junger Erwachsener (FJE)

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Wer pleite geht, schnorrt gerne mal

Was macht man, wenn das Geld knapp wird? Man fragt bei der Bank nach einem Kredit? Oder einen Freund? Eine gefürchtete Situation. Allerdings konnte man früher bei Zahlungsunfähigkeit schneller als heute in eine Schuldhaft geraten. Dem will jede:r gern entgehen. Wie schon beim ersten Beitrag über „Schmiere stehen“ bürgerte sich auch in diesem Fall über das Rotwelsche ein Wort für diese „Flucht“ vor der Schuldhaft ein: pleite gehen. Im Hebräischen bedeutet flüchten nämlich liflot (לפלוט). Die Konsonanten wurden weitergetragen und im Rotwelschen entwickelte sich das Wort „plete“. Pleite gehen ist dann im Grunde genommen die Flucht vor finanziellem Ruin, die am Ende leider nicht geklappt hat.

Und wer nun pleite gegangen ist? Der:die wird auch mal Almosensammler:in.

Jüdische Almosensammler:innen pflegten durchs Land zu ziehen und mithilfe einer Schnarre – ein hölzernes Lärminstrument (s. Bild) – auf sich aufmerksam zu machen, um einen Brocken Brot oder ein paar Pfennige zu bekommen. Der Name dieses Instruments übertrug sich auf die Musikant:inen selber. Sie wurden zu Schnorrer:innen.

Früher hatte im Judentum das Schnorren gar nichts Negatives an sich. Im Gegenteil, wer schnorrte, bot dem Gegenüber die perfekte Gelegenheit, ein sehr wichtiges Gebot zu erfüllen: Die Unterstützung des:der Schwachen in der Gesellschaft. Diese geistig-religiöse Bedeutung ist wohl in der heutigen Gesellschaft verloren gegangen. Ein:e typische:r Schnorrer:in ist jemand, der mit Geschick und Charme anderen etwas abknüpft, und sei es nur eine Zigarette. Schnorren wird eher als lästig empfunden.

Für alle, die einmal mit ihrem brüchigen Hebräisch eine amüsante Punktlandung machen wollen: Nicht nur wir Deutschen haben das Schnorren aus dem Jiddischen übernommen; auch in Israel gibt es „Leschnorer“ לשנורר.

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