Manchmal ist die Welt für mich ein einziges Rätsel. Warum fangen Menschen Krieg an, warum stirbt eine Tochter vor ihrem Vater, warum wird meine Liebe nicht angenommen? Manchmal bleibt mir der Sinn von bestimmten Dingen verschlossen. Dann fällt es mir schwer zu erklären, warum etwas passiert – oder auch nicht. Ein Buch mit sieben Siegeln eben.

Versiegeln tun wir Menschen selbst auch so einiges. Zum Beispiel den Tatort mit einem Band. Oder Tagebücher und Schmuckkisten. Oder einen Brief. Wer etwas versiegelt, macht das Versiegelte für die Allgemeinheit unzugänglich. Ein Buch mit sieben Siegeln ist also etwas, das nicht für die Öffentlichkeit erkennbar ist.

Im Buch der Offenbarung des Johannes wird die Apokalypse beschrieben. Im fünften Kapitel findet sich in den ersten drei Versen folgender Text: „Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun noch es sehen.“

Wir Menschen können anscheinend nicht jedes Buch mit sieben Siegeln so einfach öffnen. Vor allem nicht Gottes Buch, das des Lebens und des Todes. Das größte aller Rätsel.

Vielleicht sollten wir es manchmal akzeptieren, wenn wir für einige Dinge keine Erklärung parat haben, und es in größere Hände übergeben, anstatt uns die Finger wund zu kratzen an den sieben Siegeln.

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